Die ersten und die letzten Fragen

Wo komme ich her? Wo gehe ich hin?

Seit es Menschen gibt, suchen wir Antworten auf diese Fragen. Wissenschaft und Kunst bieten uns Wege zur Annäherung an. Das kann inspirierend sein. Irgendwann kommen wir zu dem Punkt an dem wir uns eingestehen, dass wir keine Antworten haben. Dann treiben wir in einem unendlichen Meer – ohne Hoffnung, ohne Richtung und ohne Ziel. Wenn wir dann der Gnade begegnen, glauben zu dürfen anstatt wissen zu müssen – dann  hat das viel mit Liebe zu tun.

Und dann stellen wir irgendwann fest, dass Anfang und Ende nicht von uns bestimmt sind und dass wir den Weg dazwischen nur teilweise beeinflussen können. Was wir aber in den meisten Lebenssituationen tun können: uns zu öffnen für Impulse, für Inspiration. Dabei kann uns Kunst helfen, Grenzen zu verschieben, anders zu empfinden und zu denken. Und das kann dazu führen, dass wir selbst liebevoll leben. Dann sind wir schon hier auf Erden dem Paradies ein Stück näher.

Im Hören „guter“ Musik und im Betrachten „schöner“ Gemälde können viele Menschen Inspiration erleben. Im Schreiben, Malen, Singen und Musizieren – im „Machen“ von Kunst erleben einige wenige dazu begnadete Menschen Erfüllung. Die Werke dieser Wenigen überwinden Zeit und Raum. Sie sind keiner Mode unterworfen. In meinem Bekanntenkreis gibt es Menschen, die auch noch die Gabe besitzen, anderen kleine Einblicke in ihre Antworten auf die ersten und letzten Fragen zu gewähren. Diese Menschen machen meine Reise in die Nähe des Baumes der Erkenntnis erst möglich.

Im Zeichen der Liebe, ZYKLUS II

Am Anfang war das Paradies
Adam und Eva

KHM Wien, Gemäldegalerie
Selin Stütz-Staudinger
6.2.2024, 12.30 – 13:00

„Und warum stellt Lucas Cranach nicht im Mittelpunkt des Bildes den Sündenfall, sondern das Verbot Gottes an Adam und Eva dar? Weil er Protestant war und dieses Bild eines der ersten protestantischen Bilder überhaupt zum Thema ‚Paradies‘ ist. Es ging dem Maler mehr um die Beziehung zwischen Gott und den Menschen als um Schuld und Sünde.“

 

PARADIES

1530 datiert, Künstler/in: Lucas Cranach d. Ä., KHM, Saal XI
Die einzelnen Szenen der Schöpfungsgeschichte und des Sündenfalls werden hier in lockerer Abfolge präsentiert. Das Verbot Gottes an Adam und Eva, vom Baum der Erkenntnis zu essen, erscheint im Vordergrund. Dahinter folgen von rechts nach links die Erschaffung Adams, der Sündenfall, die Erschaffung Evas, die Entdeckung des Sündenfalls und die Vertreibung aus dem Paradies. Im Hintergrund sehen wir Gott selbst in einer Wolke.

Die folgenden Texte sind der Bibel entnommen. Weiterführende Gedanken findest Du in „Mein Schummelzettel“ – einer Online Datenbank von P. Johannes Paul Abrahamowicz, OSB. Die Bildausschnitte sind Screenshots aus dem heruntergeladenen Bild aus der Online-Bibliothek des KHM. Dort ist das Bild auch in höherer Auflösung verfügbar.

Gen 2,16 Dann gebot Gott, der HERR, dem Menschen: Von allen Bäumen des Gartens darfst du essen, 17 doch vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse darfst du nicht essen; denn am Tag, da du davon isst, wirst du sterben. 

Gen 2,7 Da formte Gott, der HERR, den Menschen, Staub vom Erdboden, und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen. (1)

(1)  Im Hebräischen klingen die Worte Mensch (adam) und Erdboden (adama) ähnlich.

 

Gen 1,26 Dann sprach Gott: Lasst uns Menschen machen als unser Bild, uns ähnlich! Sie sollen walten über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über die ganze Erde und über alle Kriechtiere, die auf der Erde kriechen. 27 Gott erschuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes erschuf er ihn. Männlich und weiblich erschuf er sie.

Gen 3, 4 Darauf sagte die Schlange zur Frau: Nein, ihr werdet nicht sterben. 5 Gott weiß vielmehr: Sobald ihr davon esst, gehen euch die Augen auf; ihr werdet wie Gott und erkennt Gut und Böse. 6 Da sah die Frau, dass es köstlich wäre, von dem Baum zu essen, dass der Baum eine Augenweide war und begehrenswert war, um klug zu werden. Sie nahm von seinen Früchten und aß; sie gab auch ihrem Mann, der bei ihr war, und auch er aß. 

Gen 3,20 Der Mensch gab seiner Frau den Namen Eva, Leben, denn sie wurde die Mutter aller Lebendigen. 

(2) Im hebräischen Text liegt ein Wortspiel vor: Mann (isch) und Frau (ischa).

Gen 2, 18 Dann sprach Gott, der HERR: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist. Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm ebenbürtig ist.

21 Da ließ Gott, der HERR, einen tiefen Schlaf auf den Menschen fallen, sodass er einschlief, nahm eine seiner Rippen und verschloss ihre Stelle mit Fleisch. 22 Gott, der HERR, baute aus der Rippe, die er vom Menschen genommen hatte, eine Frau und führte sie dem Menschen zu. 23 Und der Mensch sprach: Das endlich ist Bein von meinem Bein / und Fleisch von meinem Fleisch. Frau soll sie genannt werden; / denn vom Mann ist sie genommen.[2] 24 Darum verlässt der Mann Vater und Mutter und hängt seiner Frau an und sie werden ein Fleisch. 25 Beide, der Mensch und seine Frau, waren nackt, aber sie schämten sich nicht voreinander.

Gen 3,7 Da gingen beiden die Augen auf und sie erkannten, dass sie nackt waren. Sie hefteten Feigenblätter zusammen und machten sich einen Schurz. 8 Als sie an den Schritten hörten, dass sich Gott, der HERR, beim Tagwind im Garten erging, versteckten sich der Mensch und seine Frau vor Gott, dem HERRN, inmitten der Bäume des Gartens.

Gen 3,23 Da schickte Gott, der HERR, ihn aus dem Garten Eden weg, damit er den Erdboden bearbeite, von dem er genommen war. 24 Er vertrieb den Menschen und ließ östlich vom Garten Eden die Kerubim wohnen und das lodernde Flammenschwert, damit sie den Weg zum Baum des Lebens bewachten.

Gen 1,1 Im Anfang erschuf Gott Himmel und Erde. 2 Die Erde war wüst und wirr und Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser. 3 Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht.